Unterstützende Materialien
Es ist wichtig, dass Du mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin sprichst, wenn Du Veränderungen an Deinen körperlichen oder kognitiven Fähigkeiten feststellst. Ergänzend findest Du hier weitere Informationen.

Du möchtest die wichtigsten Informationen von dieser Seite mit jemandem teilen? Speichere und versende diese Broschüre.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Über die MS-Prozesse
Wenn MS-Betroffene im Laufe der Zeit Veränderungen oder sich verschlechternde Symptome bemerken, könnte dies ein Hinweis auf den chronisch schwelenden Prozess sein. Auch wenn im MRT keine Veränderungen zu sehen oder die Schübe unter Kontrolle sind, hilft es, Anzeichen und Symptome zu notieren und dem Arzt / der Ärztin mitzuteilen.
Unabhängig von der Art der Multiplen Sklerose können der akute Prozess und der chronisch schwelende Prozess gleichzeitig stattfinden. Sie sind beide Teil von MS. Der akute Prozess verursacht hauptsächlich Schübe und im MRT sichtbare Veränderungen, während der chronisch schwelende Prozess eine MS-Progression verursachen kann. Beide Prozesse beginnen früh im Krankheitsverlauf der MS, und sie laufen zeitgleich ab.
Mit den heute verfügbaren MS-Therapien können die durch den akuten Prozess ausgelösten Schübe und die im MRT sichtbaren Veränderungen kontrolliert werden. Doch bei vielen MS-Patient*innen nehmen die körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen dennoch zu. Das bedeutet, dass der chronisch schwelende Prozess, bei dem die im Gehirn aktivierten Mikroglia eine zentrale Rolle spielen, mit den heutigen Behandlungsmethoden noch nicht ausreichend beeinflusst werden kann.
Der chronisch schwelende Prozess setzt gleich zu Beginn der MS ein und kann sich über die Jahre fortsetzen. Symptome (wie „Brain Fog“, Fatigue oder Gleichgewichtsstörungen) werden nur ganz allmählich stärker und werden deshalb unter Umständen jahrelang nicht bemerkt.
Im Video erfährst Du mehr über den akuten und den chronisch schwelenden Prozess.


BTK ist ein Enzym, das sowohl beim akuten Prozess als auch beim chronisch schwelenden Prozess eine Rolle spielt.
Fragen zur Progression und Stabilität bei MS
Wenn sich tägliche Herausforderungen im Laufe der Zeit häufen, könnte das ein Anzeichen von MS-Progression sein. Zum Beispiel:
- Weniger weit oder schnell gehen können
- Schwierigkeiten haben, die richtigen Worte zu finden
- Schwierigkeiten, sich an Termine zu erinnern
- Fehlende Energie für alltägliche Tätigkeiten
- Weniger sportlich aktiv sein können
- Näher an Deinem Ziel parken
- Vergessen, ob man etwas bereits getan hat
- Unerwartet stolpern oder das Gleichgewicht verlieren
Solche Anzeichen können leicht übersehen oder etwas anderem, beispielsweise dem Älterwerden, zugeschrieben werden. Aber wenn jemand sich bei der Arbeit, sozialen Kontakten oder körperlichen Tätigkeiten anders verhält als früher, könnte das auch an der MS liegen.
Deine Ärztin / Dein Arzt kann Dir zum Beispiel folgende Maßnahmen empfehlen:
- Physiotherapie: Sie stärkt Deine Muskulatur, verbessert Koordination und Gleichgewicht, mildert Spastik und Schmerzen und erhöht Deine Belastbarkeit im Alltag.
- Ergotherapie: Hier trainierst Du gezielt alltägliche Aktivitäten wie Waschen, Ankleiden, Toilettengänge, Essen, Trinken, Schreiben und Haushaltsarbeiten.
- Logopädie: Diese Therapie hilft Dir bei der Behandlung von Sprech- und Schluckstörungen.
- Reha-Sport: In der Gruppe verbesserst Du Deine Ausdauer, Kraft und Koordination.
- Mentale Gesundheit: Meditation, Achtsamkeitstraining oder ähnliche Methoden fördern Dein psychisches Wohlbefinden.
- Lebensstil: Achte auf gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung und höre auf zu rauchen.
- Stationäre Reha: Eine umfassende Maßnahme zur Verbesserung Deiner Gesamtsituation.
- Selbsthilfegruppen: Sie bringen Dich mit anderen MS-Betroffenen in Kontakt und bieten Austausch und Unterstützung.
MS geht darüber hinaus, was Standard-MRTs zeigen können. Deshalb kann es bei Menschen mit MS zu Symptomen kommen, auch wenn das MRT keine Veränderung zeigt.
Bislang wurde Stabilität oft so verstanden, dass Schübe und die im MRT sichtbaren Veränderungen unter Kontrolle sind. Mittlerweile ist bekannt, dass für eine echte Krankheitsstabilität bei MS sowohl Schübe und die im MRT sichtbaren Veränderungen als auch kognitive und körperliche Veränderungen (die man als MS-Progression bezeichnet) unter Kontrolle sein müssen
Manche Veränderungen können mit dem Älterwerden zusammenhängen, könnten aber auch Anzeichen des chronisch schwelenden Prozesses sein. Zum Beispiel können Fatigue, Gedächtnisprobleme oder Schwierigkeiten bei körperlichen Aktivitäten Warnsignale sein, die mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden sollten.
Glossar
Definition wichtiger Begriffe
Begriffe | Definition |
---|---|
akuter Prozess | Ein Prozess bei der MS, der rasch zu Schäden sowie zu Schüben und im MRT sichtbaren Veränderungen führen kann. |
B-Zellen | Zelltypen, die im Blut vorkommen und zum Immunsystem gehören. Während des akuten Prozesses bei MS gelangen diese Zellen in das Gehirn und schädigen das Myelin. |
BTK (Bruton-Tyrosin-Kinase) | Ein Enzym, das unter anderem sowohl B-Zellen als auch Mikroglia aktiviert. Bei MS-Betroffenen kann diese Aktivierung zu Schäden führen. |
chronisch schwelender Prozess | Ein Prozess, der nur im Gehirn stattfindet und zu Beginn der MS einsetzt. Er führt langsam zu Schäden, die eine zunehmende körperliche und kognitive Beeinträchtigung zur Folge haben können. Weitere Bezeichnungen hierfür: kompartimentierte Entzündung, chronisch progressiver Prozess, schwelende MS, schwelende Neuroinflammation. |
Enzym | Ein Protein, das eine chemische Reaktion im Körper auslöst. Zum Beispiel kann ein Enzym die Aktivierung von B-Zellen und Mikroglia beeinflussen. |
im MRT sichtbaren Veränderungen | Entzündungen (Läsionen, Herde) und/oder Schäden am zentralen Nervensystem, die durch Standard MRT-Methoden erkannt werden können. |
Immunzellen | Zellen, die Teil des Immunsystems des Körpers sind und helfen, Infektionen und Krankheiten zu bekämpfen. Siehe auch „B-Zellen und T-Zellen“ oben. |
Kognitive Symptome | Symptome der MS, zu denen Probleme wie Brain Fog (ein diffuses Gefühl im Kopf), Gedächtnisstörungen oder Konzentrationsschwierigkeiten zählen. |
Mikroglia | Zellen, die Teil des Immunsystems sind und nur im Gehirn und im Rückenmark vorkommen. Im Zuge des chronisch schwelenden Prozesses bei MS können aktivierte Mikroglia Schäden am Myelin und an Zellen im Gehirn verursachen. |
MS-Progression | Ein allmähliche Verschlechterung von körperlichen Symptomen, kognitiven Symptomen und/oder Fatigue im Lauf der Zeit. |
Myelin | Die schützende Hülle, die die im Gehirn und im Rückenmark vorkommenden Nervenzellen umgibt. Bei MS löst das Immunsystem eine Entzündung aus, die das Myelin schädigt. |
Schübe | Ein Ereignis, bei dem sich die MS-Symptome vorübergehend verschlimmern oder neue Symptome auftreten, und dies nicht durch andere Faktoren wie Infektionen oder erhöhte Körpertemperatur verursacht wurde. Ein MS-Schub dauert in der Regel mindestens 24 Stunden und kann sich über mehrere Tage bis Wochen erstrecken. In vielen Fällen bilden sich die Symptome eines Schubs nach einiger Zeit zurück. Kortison kann diese akute Symptomatik lindern. |
Zentrales Nervensystem (ZNS) | Der Teil des Nervensystems, zu dem das Gehirn und das Rückenmark gehören. |